Bau Nachtragsmanagement und Claim-Management: Was steckt dahinter und warum sind sie so wichtig?
– Was Sie Wissen Müssen
In der Bauwelt gibt es immer wieder unerwartete Herausforderungen, und genau hier kommen Nachtragsmanagement und Claim-Management ins Spiel. Beide Prozesse helfen dabei, Änderungen während eines Projekts zu bewältigen und daraus resultierende Konflikte zu lösen. Ihr Ziel ist es, alle Beteiligten sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus vertraglicher Sicht abzusichern. Der Vergleich dieser beiden Prozesse ist wie der Vergleich von Äpfeln und Birnen – lesen Sie weiter, um mehr zu erfahren.
Bau Nachtragsmanagement und Claim-Management
Was ist Nachtragsmanagement?
Nachtragsmanagement bedeutet, dass nachträgliche Forderungen während der Bauphase systematisch geprüft und bearbeitet werden. Solche Forderungen entstehen oft durch Änderungen in der Bauausführung, unerwartete Probleme oder unzureichende Vorarbeiten.
Wichtige Merkmale des Nachtragsmanagements:
- Rechtsgrundlage: In der Schweiz basiert das Nachtragsmanagement auf der SIA-Norm 118, welche als wichtigste vertragliche Grundlage für Bauprojekte gilt und ihre Basis im zivilrechtlichen System hat.
- Ziel: Faire und transparente Anpassung von Bauleistungen, Kosten und Terminen.
- Nachtrag: Eine schriftliche Vereinbarung zwischen den Vertragspartnern über die geänderte Leistung und die damit verbundenen Kosten.
- Prozess: Dokumentation der Anspruchsgrundlagen, Verhandlung und formelle Anpassung des Werkvertrages.
Ein gut strukturiertes Nachtragsmanagement hilft, Verzögerungen und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden und die Projektabwicklung effizient zu gestalten.
Was ist Claim-Management?
Zum Claim-Management gehören die Identifikation, Bewertung und Durchsetzung von Ansprüchen, die sich aus Abweichungen vom ursprünglichen Vertrag ergeben. Diese können sowohl vom Auftraggeber als auch vom Auftragnehmer kommen.
Wichtige Merkmale des Claim-Managements:
- Rechtsgrundlage: Claim-Management basiert oft auf dem anglo-amerikanischen Rechtsraum, wo Verträge auf Basis des «Common Law» interpretiert werden.
- Ziel: Vertragliche Ansprüche maximieren und finanzielle Verluste minimieren.
- Anspruchsgrundlage: Abweichungen in der Bauausführung, unvorhersehbare Ereignisse oder veränderte Rahmenbedingungen.
- Prozess: Ermittlung von Vertragsabweichungen, Präsentation von Beweisen, Verhandlung und, falls erforderlich, Rechtsstreit.
Claim-Management verfolgt einen oft streit-orientierten Ansatz, wobei häufig gerichtliche oder aussergerichtliche Schlichtungsverfahren zum Einsatz kommen.
Unterschiede zwischen Nachtragsmanagement und Claim-Management
Obwohl beide Methoden darauf abzielen, Abweichungen vom Vertrag zu behandeln, gibt es wesentliche Unterschiede:

Best Practices für ein erfolgreiches Nachtragsmanagement und Claim-Management
Eine effektive Verwaltung dieser Prozesse erfordert ein gutes Projektmanagement und eine klare Kommunikation. Hier sind einige Best-Practices:
- Frühzeitige Identifikation von Abweichungen: Regelmässige Prüfung der Baufortschritte und Verträge.
- Sorgfältige Dokumentation: Alle Änderungen sollten umfassend dokumentiert und mit entsprechenden Nachweisen belegt werden.
- Klare vertragliche Regelungen: Eindeutige Vertragsklauseln zur Definition von Nachträgen und Claims.
- Professionelle Kommunikation: Frühzeitige Abstimmung mit allen Beteiligten, um Konflikte zu vermeiden.

Der Prozess der Verzugsanalyse im Claim-Management
Ein entscheidender Teil des Claim Managements ist die Verzugsanalyse. Sie hilft, Verzögerungen zu identifizieren und ihre Ursachen zu ermitteln. Es gibt verschiedene Arten der Verzugsanalyse, beispielsweise retrospektive und prospektive Analysen. Die Schritte der Verzögerungsanalyse sind im Überblick:
- Erstellung des As-Built-Programms: Nutzung von Projektaufzeichnungen, Bautagesberichten und Fortschrittsberichten zur Darstellung des tatsächlichen Bauverlaufs.
- Identifikation von Verzögerungsereignissen: Einfügen bekannter Verzögerungen, wie z. B. Wetterbedingungen, Lieferverzögerungen oder geänderte Planungsanforderungen.
- Vergleich mit dem Baseline-Programm: Analyse der Differenzen zwischen dem ursprünglichen Projektplan und dem tatsächlichen Baufortschritt.
- Bewertung der Verzögerungsauswirkungen: Bestimmung der kritischen Pfade und der Auswirkungen auf den Gesamtzeitplan.
- Dokumentation und Berichterstellung: Erstellen ausführlicher Berichte für Verhandlungen oder Rechtsstreit.
Durch diese methodische Vorgehensweise bei der Verzugsanalyse können Fristverlängerungs- oder Mehrkostenansprüche fundiert und nachvollziehbar begründet werden.

Fazit
Nachtragsmanagement und Claim-Management sind ähnlich, haben aber unterschiedliche Grundlagen. Nachtragsmanagement basiert auf dem Zivilrecht und ist kooperativer. Claim-Management basiert auf Common Law und ist kämpferischer.
Mit einigen konsistenten Projektmanagement-Schritten können die Beteiligten das Konfliktrisiko minimieren. Im Konfliktfall ist eine Verzögerungsanalyse sehr wichtig.
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Der Gründer, Rohit Samant, ist Bauingenieur mit einem MBA von INSEAD (Frankreich). Er hat Erfahrung auf Baustellen, in einem Ingenieurbüro und fast neun Jahre bei der Hilti AG (Schaan FL). Er freut sich darauf, Sie kennenzulernen und mit Ihnen zu besprechen, wie bimcadlaunchpad Ihren Planungsansatz unterstützen kann.
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